Tintenfisch Baum Feuer

Klingt komisch, schmeckte aber wohl ganz gut 😂 Das sind so Dinge, die manchmal beim Übersetzen mit Google Lens angezeigt werden und dann fragt man sich doch: „Was ess ich hier eigentlich grade?!“

Das Abendessen haben wir grade hinter uns und allen geht es soweit ganz gut. Das heißt, es ist Zeit für den Blog und dafür von unserem Tag zu berichten. Anfangs noch etwas ahnungs- und ratlos haben wir uns dann entschieden zum goldenen Pavillon zu fahren. 30 Minuten mit dem Bus und man ist schon da. Easy enough. Die oberen Stockwerke des Pavillons sind komplett mit Blattgold überzogen worden, daher auch der Name (im japanischen Kinkaku-Ji). Es gibt auf der anderen Seite auch noch sein Pendant, genannt der silberne Pavillon (Ginkaku-Ji), den schauen wir uns dann übermorgen an.

Hübsch anzusehen, vor allem mit dem Park drumherum, aber leider auch wieder komplett überlaufen, sodass man mit einer großen Menschentraube Stück für Stück vorangeschoben wurde.

Das Gelände ist nicht groß und den Pavillon kann man auch nur von außen sehen, also ist man in ca. 1 Stunde auch schon durch. Wir haben uns dann erst mal wieder mit ein paar Souvenirs eingedeckt (ein paar Leser werden wohl auch begünstigte davon sein, hab ich mir sagen lassen 😉) und zur Erholung einen Crêpe geholt. Die sind in Japan auch ein bisschen anders als wir sie von zu Hause kennen.

Weiter geplant hatten wir dann aber auch schon nichts. Also spontan mal Google Maps aufgemacht und geguckt, welche Tempel oder Schreine denn fußläufig erreichbar sind. Es hat sich herausgestellt, dass man dabei viele coole Sachen sehen kann. Die Tempel, die wir dabei heute gesehen haben, sind nicht wirklich in den großen Reiseführern, Blogs und Infoseiten aufgeführt. Das führt natürlich dazu, dass es hier endlich mal nicht überlaufen ist von Massen von Touristen.

Aber auch die Wege dahin sind lohnenswert. Die Bauweise und Verbindung von Alt und Neu, immer wieder mal ein kleiner Schrein am Straßenrand oder auch einfach eine Katze im Schaufenster 😊

Bei fast allen Häusern stehen hier auch gerne rote Eimer oder manchmal auch Plastikflaschen mit Wasser gefüllt vor/neben der Tür. Diese sind tatsächlich als schnelle Hilfe bei ausbrechendem Feuer bei sich oder den Nachbarn gedacht.

Als Erstes haben wir dann den Hirano-Schrein erkunden dürfen. Dieser ist bekannt für seine Kirschblütenbäume (Sakura im Japanischen). Hier wird jedes Jahr zum 10.04. auch ein Kirschblütenfest gefeiert. Über 160 verschiedene Sorten sind hier zu finden, die zu verschiedenen Zeiten die Blüten tragen, weshalb die Kirschblüte hier über einen längeren Zeitraum als woanders betrachtet werden kann.

Eine Tafel auf dem Grundstück klärte weiter auf: Früher hatte jede Samurai-Familie ihre eigene Sakura-Art. Viel nun eine dieser Familien in Ungnade und wurde ihres Standes und der Besitztümer enthoben, wurden die Samen dieser Art zu diesem Tempel gebracht und dort eingepflanzt, damit die Art und vor allem der Name nicht verloren gehen. In seltenen Fällen kam es vor, dass eine Familie ihre Ehre zurückerhalten hat. In diesem Fall wurde der von den Samen gezogene Setzling der Familie zurückgegeben.

An diesem Schrein gab es auch eine Anleitung: „Etikette der Anbetung

  1. Steh grade, beuge die Taille um etwa 90 Grad, verbeuge dich zweimal tief
  2. Als Nächstes hebe die Hände auf Brusthöhe. Ziehe zunächst die rechte Hand leicht nach hinten, klatsche dann zweimal in die Hände und führe anschließend die Fingerspitzen zusammen
  3. Eine weitere Verbeugung in der Taille um etwa 90 Grad

Es wird in der Regel auch eine Münze in die Opferbox am Altareingang geworfen. Gerne nimmt man hierfür eine 5 Yen Münze. Go En klingt dabei so wie das japanische Wort für Beziehung oder Schicksal und gilt damit als gute Münze. 10 Yen hingegen bedeuten Unglück und sollten eher gemieden werden. Oftmals befindet sich auch noch eine Glocke mit langem Seil über dem Eingang, diese wird dann zu Beginn des Rituals geläutet, um böse Geister zu vertreiben und den Gott auf sich aufmerksam zu machen und einzuladen.

Keine 5 Minuten entfernt fanden wir dann den Kitano Tenman-gū. Ein noch mal deutlich größerer Schrein, welcher 947 gegründet wurde. Er ist der Gottheit Sugawara-no-Michizane, der zur Heian-Zeit lebte und ein Gelehrter und Staatsmann war, gewidmet. Hier kommt man vor allem hin, wenn man akademischen Erfolg wünscht, Abwehr von Unglück oder eine Verbesserung in den bildenden Künsten. Vor allem Schüler nutzen diesen Schrein und es gibt viele Ema (kleine Holztafeln auf deren Rückseite man seine Wünsche schreibt und die am Schrein aufgehängt werden), die genau davon zeugen.

Da wir insgesamt noch nicht so lang unterwegs waren, sind wir dann zu Fuß zurück zur Unterkunft gelaufen (ca. 1 Stunde). Auf dem Weg haben wir dann noch einmal einen weiteren Schrein gefunden, den wir auch noch kurz besuchten. Und ja, es gibt noch viel mehr Rituale rund um die Schreine. Im letzten gab es noch eine Anleitung zur äußeren und inneren Reinigung, wenn man den Schrein betritt. Dazu stehen am Anfang Reinigungsbecken zur Verfügung. Temizuya werden sie genannt. Das bedeutet wörtlich übersetzt Handwasserhütte. Die rituelle Reinigung umfasst dabei die folgenden Schritte:

  1. Die Schöpfkelle wird mit der rechten Hand genommen und etwas Wasser über die linke gegossen
  2. Danach die Schöpfkelle in die linke Hand nehmen und Wasser über die rechte Hand gießen. Das ist die äußere Reinigung
  3. Nun die Kelle wieder in die rechte Hand nehmen und etwas Wasser in die linke hohle Hand geben und das Wasser in den Mund nehmen. Das symbolisiert die innere Reinigung
  4. Erneut Wasser über die linke Hand gießen
  5. Nun die Kelle so halten, dass das Wasser über den Stiel läuft, um diesen zu reinigen
  6. Anschließend die Keller wieder mit der Öffnung nach unten ablegen

Bei unseren Schreinbesuchen haben wir schon viele Japaner beten und ihren Respekt zollen sehen, aber die wenigstens begehen dabei vorher die rituelle Reinigung. Das scheint also gar nicht mehr so verbreitet zu sein. Übrigens verneigen sich viele Japaner auch noch mal, wenn sie die Schreinanlage wieder verlassen haben, direkt hinter der Tür.

Das war es auch schon wieder für heute. Es ist interessant und spannend, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Religionen und ihre Rituale kennenzulernen, daher heute etwas ausführlicher in diese Richtung. Und das war es ja auch, was wir heute gesehen und gelernt haben während unserer 17.853 Schritte 😉

Ein Kommentar

  1. Wirklich toller und ausführlicher Post heute. Wieder so ein Tag, bei dem ich mir lieber heute Abend Zeit für’s Lesen und Bilder schauen nehme anstatt auf die Schnelle durchzuscrollen. Ganz ganz tolle Bilder.

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