Haiku

Mount Misen so high
Travellers so unprepared
Legs hurting – much pain

Ein Haiku ist eine traditionelle japanische Gedichtform. Einfach ausgedrückt besteht ein Haiku aus 3 Zeilen mit vorgegebener Silbenzahl (Moren im Japanischen), nämlich 5 – 7 – 5. Die Zeilen reimen sich dabei nicht. Der heutige Tag hat mich dazu verleitetet, das oben niedergeschriebene Haiku selbst zu dichten. Entschuldigt bitte, dass es in Englisch ist, das fiel mir einfach leichter 🙂

Doch zunächst wieder zurück auf den Anfang des Tages, dieser begann heute mal regnerisch. Ein Blick auf die Wettervorhersage zeigte an: Regen bis 14:00. Dabei wollten wir doch heute mit der Fähre rüber nach Miyajima um das berühmte rote Torii zu sehen und ein paar schöne Bilder zu machen. Das Titelbild hat es schon verraten: Das Wetter wurde wirklich noch schöner 😉

Zunächst ging es mit Straßenbahn (15 Minuten) und Expresszug (35 Minuten) zum Hafen. Die Koffer wollten wir eigentlich schon in der Bahnstation Hiroshima lassen, da waren aber alle locker voll. Also erst mal mitnehmen in den Expresszug. Teilweise waren wir noch etwas sehr müde von den letzten Tagen, bei Dominic hatten wir anderen auch kurz Angst, dass er vielleicht zur falschen Seite kippt und der Frau neben ihm auf den Schoß 😉

Die Fähre ist schönerweise in unserem Railpass schon enthalten, also mussten wir nur noch eine Art „Kurtaxe“ zahlen, um auf die Insel überzusetzen. Kosten: 100 Yen (ca. 0,63 €).

Miyajima ist eine wirklich schöne und grüne Insel mit vielen Bergen. Besonderheit der Insel sind die überall frei herumlaufenden wilden Rehe, die sich über die Jahre natürlich auch sehr an die Touristenströme gewöhnt haben. Beim Betreten der Insel haben wir noch einen Zettel am Eingang gefunden, auf dem explizit steht, dass man aufpassen soll, dass die Rehe einem nicht das Fährticket aus der Hand wegfressen 😅

Nach einem kurzen Fußweg waren wir dann auch schon „am“ Torii. Bei Ebbe ist es wohl sogar möglich, zum Tor hinzulaufen. Wir haben uns damit begnügt, ein Selfie vom Weg aus zu machen. Ursprünglich wollten wir uns noch den zugehörigen Schrein angucken, aber es kam dann doch etwas anders…

Auf einem Hügel links von uns haben wir ein interessant aussehendes Haus gesehen und sind erst mal da hoch. Entpuppt hat sich dieses Gebäude als der Hokokujinja Senjokaku Pavilion. Übersetzt bedeutet das so viel wie „Pavillon der 1000 Matten“. Gemeint sind damit die in Japan früher überall üblichen und auch heute noch genutzten Tatami-Matten, die als Bodenbelang genutzt wurden. Diese sind standardmäßig 90x180cm groß, heutzutage sind sie auch in anderen Größen erhältlich. Der Pavaillion ist also von der Grundfläche so groß wie 1000 dieser Matten. Gebaut wurde er 1587 und er enthält viele Schriften und Zeichnungen aus vergangenen Tagen, die am oberen Gebälk angebracht wurden und bestaunt werden können. Und auch der Blick von dem kleinen Hügel ist wirklich schön. Direkt daneben stand auch noch eine „kleine“ Pagode.

Danach sind wir ein bisschen weiter durch den Ort geschlendert und wurden von einem Verkäufer angesprochen, ob wir nicht Tickets für die Gondelbahn haben wollen. Wir wussten gar nicht, dass es sowas hier gibt und dachten uns: „Klar, nichts wie hoch!“. Zumindest drei von uns, aber der letzte ließ sich auch überzeugen und kam dankenswerterweise mit. Und damit ging die Prüfung los. Bis zur Gondelbahnstation konnte man laufen oder mit dem Bus fahren. Zu Fuß 10 Minuten und der Bus brauchte 20 bis er wieder kommt, also natürlich laufen. Lustig war das Schild, welches darauf hinwies, dass man auch durchaus schneller oben sein kann.

Wir haben uns für die 10 Minuten entschieden 😂 Auf dem Weg sind wir wieder einigen Rehen begegnet und auch sonst war es ein schöner Weg durch den Wald. Danach dann mit 2 verschiedenen Gondeln hoch auf den Berg. Irgendwas wird es da schon zu sehen geben, haben wir uns gedacht. Wie naiv wir doch waren.

Oben angekommen fanden wir dann ein Schild, welches verschiedene Wanderwege ausgewiesen hat, und ja, der Summit, ist das Ding da gegenüber:

Und als wäre das nicht schon genug, darf man auch erst runter, und dann wieder hoch, und auf dem Rückweg natürlich genau das gleiche. Noch dazu mussten wir gucken, dass das auch zeitlich passt, da die Koffer bis 18:00 wieder abgeholt werden mussten auf dem Festland und wir zu dem Zeitpunkt schon kurz vor halb 3 hatten.

Na ja, wir haben uns gedacht, jetzt sind wir schon mal da, dann können wir auch da hoch. Also eigentlich haben wir uns gesagt bis zur Mitte können wir ja mal gehen, aber als wir dann da waren und kurz verschnauft haben, sind wir auch den Rest noch hochgegangen (bzw. haben uns den Rest hochgeschleppt) und wurden dafür mit einem wirklichen fantastischen Ausblick belohnt und dem Gefühl was geleistet und für uns Gutes getan zu haben. Die Japaner sind übrigens eine andere Art von Mensch, die laufen da zum Teil mit Anzug und Maske, einer Art Cocktailkleid oder einem Kind auf dem Arm hoch 😦

Wie gesagt, das Ziel war die Mühe wert, aber auch der Weg dahin schon, daher hier jetzt erst mal ein paar Bilder und Eindrücke von dieser Wanderung.

Auf 2/3 des Weges stand übrigens ein Schrein, der wieder den Bogen zurück zur „Flamme des Friedens“ von gestern schlägt. Es wird gesagt, dass das Feuer in diesem Schrein seit 1200 Jahren brennt und nie ausgegangen ist. Dieses Feuer wurde genutzt, um die „Flamme des Friedens“ in Hiroshima zu entzünden.

Irgendwie haben wir dann auch noch den Weg zurück zur Station geschafft. Nun mussten wir nur noch mit den 2 Bahnen fahren, den Weg nach unten laufen (wir wollten dieses Mal mit dem Bus fahren, aber da passen nur 27 rein, mit uns vieren wären es 28 gewesen 😂), bis zur Fähranlegestelle. Dann weiter zur Haltestelle, von da aus wieder zum Hiroshima Bahnhof, mit dem Shinkansen nach Himeji und da noch mal kurz bis zum Hotel. Gar kein Problem also. Aber egal, wir sind zwar alle erschlagen und kaputt, aber geschafft haben wir es trotzdem.

Unten wieder angekommen wurden wir dann noch mit leckerem Streetfood und einem richtig schönen Sonnenuntergang verwöhnt und konnten so noch mal einige Bilder mit dem Torii machen, die heute Morgen ja eher grau und bedrückend waren. Insgesamt sind wir heute, laut meiner Uhr, 21109 Schritte gelaufen. Und ja, im Schinkansen ist jeder von uns mal eingenickt 😜

Wir haben jetzt 01:00 und gehen nun ins Bett. Morgen schauen wir uns in Himeji das weiße Schloss an (Japans erste Weltkulturerbestätte) und werden abends natürlich wieder davon berichten.

Ein kleines Schmankerl noch für alle Pokemon GO Spieler unter euch: So sieht das in Japan in den Städten überall aus 😁

3 Kommentare

  1. Wow, was für ein erlebnisreicher Tag! Es war allerdings schon beim mitlesen anstrengend 😆 hoffentlich sind die nächsten Tage auch zwischendurch mal zum entspannen

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